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NATURSCHUTZ
und JAGD
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Für
alle Völker des südlichen Afrikas war die Jagd seit je her eine der wichtigsten
Lebens- und Ernährungsgrundlagen, was sich zu Anfang der europäischen
Besiedelung auch noch über längere Zeit hinweg kaum geändert hat. Echter
Raubbau an der Natur kam erst viel später in Mode, als wohlhabende
Kolonialbeamte, höhere Offiziere und auch die reichen Farmer und
Plantagenbe- sitzer begonnen hatten, die Großwildjagd als Sport auszuleben und
in manchen Regionen ganze Landstriche leer schossen.
Trotzdem gab es bis weit in die Dreißiger- und Vierziger-Jahre des vorigen
Jahrhunderts hinein, in abgelegenen Gebieten Süd- afrikas, im damaligen
Völkerbundsmandat Südwest-Afrika, Britisch Betschuanaland und den beiden
Rhodesien noch riesige, freilaufende Wildbestände - darunter selbstverständlich
auch gefährliches
Großwild - zu bestaunen. |
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Afrikanische
Büffel am Okavango - bei Bagani / Namibia
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Das
große Abschlachten kam später – ab Mitte der Dreißiger- und Anfang der
Vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wegen der steigenden Bevölkerungszahl, der höher gewordenen
Ansprüche und natürlich auch aus Gewinnstreben. Die kommerziellen Farmen und
natürlich auch die indigenen Herdenhalter, brauchten das Land für ihr Vieh. Niemand kann
eine Herde Springböcke zum Bahnhof treiben und auf Viewaggons verladen. Auch
für die Mengen an Biltong (Trockenfleisch), die angefallen wären, gab es
keine realistischen Möglichkeiten, diese zu verwerten. Man hatte zu der Zeit
einfach nicht die technischen Möglichkeiten und auch nicht annähernd die
Infrastruktur, die man dazu benötigt hätte. Es gab weder die technischen, noch
die finanziellen Kapazitäten, um den Wildreichtum des Landes, wenigstens
teilweise, kommerziell zu nutzen und dadurch zu erhalten. |
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Freilich wurden
schon schon
seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts, große Wildschutzgebiete und
Nationalparks errichtet, doch außerhalb derer verschwand das Großwild aus riesigen
Gebieten des südlichen Afrikas fast vollständig.
Den
meisten Menschen der Gegenwart, die in den Wohlstandsgesellschaften der
westlichen Welt, wohlbehütet aufgewachsen sind, fehlt die Erfahrung von Mangel
schlechthin. Zu der Zeit aber, wurden nur die Sprösslinge einer ganz kleinen
Oberschicht in eine weitgehend abgesicherte, materielle Situation hinein
geboren. Eine moralisierende Weltsicht muss man sich auch leisten können. Die
Viehzüchter und Pflanzer jener Zeit, konnten das zumeist nicht. So waren es die
Regierung selbst und deren Behörden, die in manchen Gebieten den Totalabschuss
bestimmter Tierarten angeordnet haben, wie beispielsweise den der
Knysna-Wald-Elefanten, in den Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Allerdings
entwickelte sich im südlichen Afrika auch schon sehr früh eine Bewegung, die
sich für den Erhalt und die Wiedergewinnung natürlicher und naturnaher
Lebens- räume eingesetzt hat – auch unter großen, persönlichen Opfern. Im Fall
der Knysna-Waldelefanten, waren es sogar die betroffenen Farmer und
Berufsjäger, die dem Totalabschuss dadurch Einhalt geboten, dass sie auf eigene
Kosten Land aufkauften, um ein Wildschutzgebiet zu errichten. Später entstand
daraus der heutige Addo Elefanten-Nationalpark.
Parallel
dazu entwickelten sich Pläne, den Natur- und Wildschutzgedanken mit den
wirtschaftlichen Notwendigkeiten und Chancen zu versöhnen. Dadurch rückte ein weiterer Aspekt
in den Fokus: die empfindlichen Wasserressourcen in den ariden- und semi-ariden
Gebieten. Das heimische Wild verbraucht nur einen Bruchteil der Wassermengen,
die man in der kommerziellen Nutztierhaltung benötigt. Zudem richtet Wild beim
äsen viel weniger Schäden an Vegetation und Böden an. In Südafrika
verfolgte man in den Sechziger Jahren sogar Pläne, verschiede Antilopenarten zu
domestizieren. Die Versuche dazu scheiterten allesamt – aus verschieden
Gründen. |
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Wildnis
- Jäger und Gejagte: Angola-Schwarznasen-Impalas
in der Etosha - Löwen am Okavango und Steppenzebras
an der Nxai Pan.
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Was
aber, brachte nun das Wild wieder zurück in viele der Regionen, aus denen es teilweise
schon vor über hundert Jahren verschwunden war?
Neben anderen Faktoren – darunter auch der Tourismus (Siehe die Anmerkungen hierzu!), verdanken
wir das der technischen Entwicklung, die dabei auch die öko- nomischen Voraussetzungen
hierzu geschaffen hatte. Denn der finanzielle Aufwand zur Umstellung von traditioneller
Nutztierhaltung, hin zur extensiven Bewirtschaftung mit Wild, ist
enorm. Und die Auflagen sind streng: Eine vorgeschriebene Mindest-Flächengröße
pro Stück Wild, hohe, wildsichere Zäune – zumindest zu den Straßen hin und eine, der Region angepasste Artenvielfalt müssen garantiert werden.
Die Farmer, deren
Schwerpunkt in der Fleischproduktion liegt, haben darüber hinaus das
Problem, dass der
Fleischzuwachs wesentlich geringer ist als bei der kommer- ziellen Tierhaltung.
Das gleicht sich wenigstens teilweise dadurch aus, dass weniger Arbeitskräfte
benötigt werden, bewirkt aber im Gegenzug Probleme auf dem lokalen
Arbeitsmarkt.
Es läuft dabei folgendermaßen ab: So wird ein möglichst diverser, den lokalen
Umweltbedingungen angepasster Tierbestand ausgewildert und nach vier bis
sechs Jahren kommt eine Spezialfirma mit zwei großen Lastzügen. In einem
befindet sich die Schlachterei, in dem anderen die Kühlung. Das Wild wird, so
wie das eben mit den Betreibern der Farm vereinbart ist erlegt und sofort an
Ort und Stelle verarbeitet. Diese Art der Bewirtschaftung ist vor allem im
Süden Namibias und in manchen Gebieten der Großen Karoo und der Kalahari
verbreitet.
Nun kommte auch die Trophäenjagd ins Spiel,
bei der es etwas anders läuft. Denn
hierfür braucht es wieder relativ viel Personal: Neben den Farmarbeitern und
Mechani- kern, Jagbegleitern und Gehilfen, Leuten die das Fleisch vor Ort
verarbeiten und die Trophäen vorbereiten und solche, die das Wildfleisch in den
Handel bringen, oder von der Farm aus verkaufen, Küchenpersonal,
Reinigungskräfte, Kellner und Bar-Leute, Tier-Präparatoren... etc.
Jagdfarmen, bei denen der Schwerpunkt auf der Trophäenjagd
liegt, findet man vor allem in der Kalahari, östlich von Windhoek und dann
nordwärts von Windhoek – über Okahandja, Otiwarongo bis hinter Grootfontein und
Tsumeb – und natürlich auch über ganz Südafrika verteilt in allen Provinzen.
Einheimische jagen dort selbstverständ- lich auch – nicht nur Touristen. Das ist unbedingt
notwendig, um
einen natürlichen Aufbau der Wildpopulation zu erhalten. Die sogenannten
"Fleisch-Jäger" bezahlen
allerdings viel weniger, weil diese nur das Fleisch des erlegten Wildes mit dem
Farmer abrechnen und keine Trophäen. Ohne die einheimischen Fleisch-Jäger,
müsste der Farmer seine eigenen Jagdführer,
oder sogar Berufsjäger schicken. Zu beachten
- allerdings: Die Fleisch-Jäger dürfen
natürlich keine „Trophäenträger“
erlegen... – falls versehentlich doch, dann
wird es teuer. |
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Masarwa-Buschleute
/ H.A. Bryden 1892
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//nhoq’ma (Nhoma)
nördlich Tsumkwe / Namibia
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San-Jäger
protestieren gegen das Jagdverbot von 2014
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Beide Arten von Wildfarmen sind Teil der
engverzahnten Wechselwirkungen von Umwelt- und Artenschutz auf der einen- und
den Notwendigkeiten der ökonomischen Entwicklung auf der anderen Seite. Wird
auch nur
einer von beiden Aspekten nicht ausreichend berücksichtigt, gibt es weder das
eine noch das andere. Und noch etwas: Der Arten- und Umweltschutz beinhaltet
wesentlich mehr als nur den Schutz der heimischen Tierwelt – dazu gehören auch
der Pflanzenschutz, der Gewässerschutz und der Schutz der Böden. Das
alles zusammen,
hat in der Folge wiederum Auswirkungen auf das regionale Klima.
Würde man isoliert, nur den Schutz des Wildes betrachten, was eigentlich grob
unwissenschaftlich wäre: Selbst dann würde man sehen, dass die Jagd – sowohl
die reine Fleischjagd, wie auch die Trophäenjagd – aus diesem komplizierten
Geflecht der Wechselwirkungen nicht „straflos“ herausgenommen werden
kann.
Botswana ist etwa dreitausend Quadratkilometer größer als Deutschland,
Österreich, die Schweiz, Belgien, die Niederlande und Luxemburg zusammen, dazu
noch Liechtenstein und die Provinzen Bozen / Südtirol und das Trentino. (Soviel
nur dazu, um Mitteleuropäern die Dimensionen vergleichbar zu machen.)
Botswana hat aber nur etwa 2,2 Millionen Einwohner und selbst dort leben zu
viele Menschen, um davon ausgehen zu können, dass sich die „Gleichgewichte“
in der Natur sich schon irgendwie von selbst regeln werden.
Dort, wo im gesetzlichen Rahmen, offiziell gejagt
wird, sind neben den Jagdgästen, auch Berufsjäger, Jagdbegleiter und professionelle Wildschützer
unterwegs. Es gibt in diesen Gebieten so gut wie keine Wilderei.
Botswana hat extrem
schlechte Erfahrungen damit gemacht, sich von verschiedenen, europäischen
Reiseveranstaltern, im Jahr 2014 ein generelles Verbot der Trophäen- jagd aufschwatzen zu
lassen. Man wollte sich wohl bei einer gutsituierten und ethisch sehr
anspruchsvollen Klientel „lieb Kind“ machen.
Indes, das Ergebnis war verheerend. Die Berufsjäger und Wildschützer zogen ab
und die Wilderer ein. Selbst die Armee von Botswana – eine disziplinierte
Truppe, die in Zusammenarbeit mit der US Army und den Britischen Streitkräften in
Sandhurst hervorragend ausgebildet ist, wurde der Lage nicht mehr Herr. Infolge
dessen hob man das Jagdverbot in Windeseile auf. Berufsjäger, Wildschützer und
auch die Trophäenjager kamen
zurück und die Wilderei fand – zumindest in diesen Gebieten – wieder ein jähes
Ende. |
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Das
Objekt der Begierde....
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...erlegt
mit dem Bogen.
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Damit will ich es vorerst belassen. Sicherlich werden wir zu diesem Themenkreis
noch die verschieden Aspekte betrachten, (hier – oder
auf unserer facebook-Seite). Erfahrungsgemäß, werden Sie vor allem
bei Touren in die Wildnis, Zeuge heißer Diskussionen werden – ob unfreiwillig
oder gewollt. Und Sie werden dabei sehr oft mit "massivem Halbwissen“
konfrontiert sein, das manchmal mit unglaublicher Verbohrtheit vorgetragen
wird.
Mein Rat: Bleiben Sie ruhig und gelassen – ....und reden Sie vor allem,
zumindest zwischendurch auch auch mal mit den Einheimischen! |
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